›Lust‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (2024)

lust, das behagen, das in der befriedigung eines verlangens erwächst, freude, vergnügen, ergötzung: delectatio lust Dief. 171ᵇ; delicie lust 171ᶜ; lust, voluptas, .. deliciae Dasyp.; es wird erklärt: lust ist die vorstellung der übereinstimmung des gegenstandes oder der handlung mit den subjectiven bedingungen des lebens. Kant 4, 104.

a)

zusammenstellung mit sinnverwandten begriffen: er hat nicht lust an der sterke des rosses, noch gefallen an jemandes beinen. ps. 147, 10; nach unserm lust und wolgefallen, ad nostrum arbitrium libidinemque. Maaler 276ᵈ; lust und liebe (vgl. oben 3, a): alles, was in die jungen seelen eingetrichtert wird, was sie nicht aus eigner lust und liebe halten, haftet nicht. Heinse Ardingh. 1, 110; solcher vortheile bediente ich mich gegenwärtig mit lust und liebe. Göthe 24, 140; lust und lieblichkeit:

wenig hab ich noch empfunden

von der werthen frühlingszeit;

all die lust und lieblichkeit

hat zu mir nicht bahn gefunden.

Uhland ged. 45;

lust und kurzweil: dasz sie (die geschichten) mehr zum lust und kurzweil dienen. L. Sandrub kurzweil 179; lust und wonne:

euch (blumen) erzog zu lust und wonne,

ja, euch liebte die natur.

Schiller die blumen;

am häufigsten lust und freude: die freude aber und lust, und alles ander, das man begeren mag, dürft man nicht suchen noch bitten, noch begeren. Luther 1, 75ᵃ; ein guter wein mag nicht getrunken werden, er bringt von jm selb, nicht gesucht, seinen lust und freud. ebenda; freude, friede und seligkeit und aller lust. ebenda; haben also jren lust und freud daran. 4, 530ᵇ; das du dem herrn deinem gott nicht gedienet hast mit freude und lust deines herzen. 5 Mos. 28, 47; sie wird blühen und frölich stehen in aller lust und freude. Jes. 35, 2; es ist kein verdrus, mit jr umbzugehen, noch unlust umb sie zu sein, sondern lust und freude. weish. 8, 16;

dasz Jonas auch so weit ist ausz dem weg geschritten,

als er gesändet war, und an der eutlen frucht,

dem kürbis, seine freüd und seinen lust gesucht.

Rompler 155;

das werden mit freuden und lust

die frommen, gerechten ersehn.

P. Gerhard 6, 35 Gödeke;

doch wird die lust der freude auch gegenübergestellt:

wie viele lassen sich durch rauschendes vergnügen,

durch stolzer freude lärm, um stille lust betrügen!

Uz 2, 65;

selbst so, dasz lust das niedere ist:

schilt einer schwester reine himmelsfreude

nicht unbesonnene, strafbare lust.

Göthe 9, 55.

b)

verbindung mit gegensätzen; lust und unlust: dem durch lust und unlust, durch glück und unglück hochgeübten theologo. Schuppius 607; dieses verwunderte ihn nur, dasz etliche ihre lust zur unlust, und ihr divertissem*nt zu lauter gestank machten. Chr. Weise erzn. 167 Braune; ich würde zeigen, dasz das weinen eben so aus einer vermischung der traurigkeit und freude, als das lachen aus einer vermischung der lust und unlust entstehe. Lessing 12, 50; lust und furcht:

lasz keine furcht, als deine, mich erschrecken,

oder du uns vom tode wirst erwecken,

lasz, höchster, mich bewegen, keine lust,

als die du thust (schaffst).

Fleming 284;

lust und sorge:

(ein gut, das ich) mit freud und furcht, mit lust und sorge pflege.

Göthe 9, 252;

lust und ernst:

lasset heut am edlen ort

ernst und lust sich mischen.

47, 133;

lust und schmerz:

der menschen lust und schmerz

steht oft in ihrer macht; doch niemals unser herz.

Cronegk 1, 192;

seltsamer widerspruch! gemisch von lust und schmerz!

2, 9;

also flossen auch uns vereint der kindheit und jugend

tage; jegliche lust theilten wir, jeglichen schmerz!

Stolberg 1, 217;

in des lenzes heiterm glanze

lese jede zarte brust,

in des herbstes welkem kranze

meinen schmerz und meine lust.

Schiller klage d. Ceres v. 132;

ach ich bin des treibens müde!

was soll all der schmerz und lust?

Göthe 1, 109;

denk unsrer tiefsten lieder, stimm an den vollsten ton!

nimm alle kraft zusammen, die lust und auch den schmerz!

Uhland ged. 390;

sein eignes ich vergessen

in aller lust und schmerz.

96;

lust und wehmuth:

die königin, zerflossen in wehmuth und in lust.

391;

lust und pein:

lust und pein

sei uns den zwillingen gemein!

Göthe 5, 37;

lust und qual:

sollte jene qual uns quälen,

da sie unsre lust vermehrt?

137;

er untersucht sich tausendmal,

und spüret lust und spüret qual,

so oft er sich befragt.

Hagedorn 3, 81;

lust und leid, lust und leiden:

o welche lust erfolgt oft nach dem leide!

Gellert 1, 180;

und so leerten sie den kelch

höchster lust und tiefsten leidens.

H. Heine 18, 64;

lust und schrecken:

da zittert ihm das herz vor lust und schrecken.

Uhland ged. 450.

c)

die mannigfaltigkeit der empfindung bezeichnen, namentlich in der neueren dichtersprache, mannigfaltige adjective der art und des grades: süsze, sanfte, stille, edle, heilige lust:

ein finstrer heiliger, der sich zum wald verbannte,

noch eh er sanfte lust, sich selbst und menschen kannte.

Uz 2, 57;

erwecke sanfte lust und zärtlich edle schmerzen.

Cronegk 1, 22;

o muse, die bisher in heilgen einsamkeiten

sanft lächelnd mich besucht, die die betrübten zeiten

mit stiller lust versüszt.

2, 34;

wenn mein geist in heilger lust in der stille dich (schöpfer) verehret.

174;

lebendig regte sich des wirkens süsze lust.

Schiller die künstler v. 137;

und wie er erwachet in seliger lust.

Tell 1, 1;

gegenüber trunkner, wilder, bacchantischer lust:

so wie ein durch den fleisz vollendeter student,

nach einem glücklichen examen,

sich selbst vor trunkner lust nicht kennt,

wenn ihn die magd ... herr doctor nennt.

Gellert 1, 132;

nennst du diesz lebensart, sich, aus geselligkeit,

den taumel wilder lust, das glück der trunkenheit,

den kützel frechen spotts im umgang zu vergönnen.

2, 40;

dumpferbrausend durch die gassen

wälzt sich die bacchantsche lust.

Schiller Kassandra v. 14;

wahre, falsche, höhere, niedere lust: so jr fliehet die vergengliche lust der welt. 2 Petr. 1, 4;

die aber, welche gleich auch ihren willen büszen,

und allzeit ohne scheu der falschen lust genieszen,

was bringen sie darvon? zu spate reu und leid.

Opitz 2, 66;

ihm ist die lust zu grob, die dich, Apitz, beseelt:

nur das ist wahre lust, die keine reue quält.

Cronegk 2, 32;

du wirst die falsche lust mit wahrem glück vertauschen.

91;

narren nur vergleichen

mit seiner (des kunstkenners) höhern lust, die lust des dummen reichen,

der schildereien kauft, und zu tapeten macht,

bei bunten farben jauchzt, und nur bei schmierern lacht.

Uz 2, 69;

o thor, der niedrer lust ein ganzes leben weiht,

die, schmeichlend im genusz, ihm lange qualen dräut!

53;

nicht niedre lust, auch nicht eroberer,

noch gold und schätze will ich singen.

E. v. Kleist (1765) 57;

laute, stumme lust:

mit blasen

voller erbsen, die er auswarf,

allem volk zur lauten lust.

Herder z. litt. 5, 96 (Cid 16);

es (das geld) wird mit stummer lust beschaut.

Hagedorn 2, 68;

faule lust, vergnügen in faulheit:

bist müszig sitzen blieben,

und hast die faule lust dir lassen stets belieben

im schatten falscher rast.

Opitz 2, 19;

erlaubte, unschuldige, verbotene lust: eine unschuldige lust, die sich freunde einander nicht versagen sollten. Lessing 12, 284;

Cleant mit einem kopf voll stolzer fantasien,

läszt freuden ungepflückt vor seinen füszen blühen:

nur nach versagter lust begierig, sitzt er still.

Uz 2, 103;

die, um verruchter lust zu frohnen,

nicht schöpfer noch geschöpf verschonen!

Bürger 71ᵇ;

gute lust, böse lust (verschieden von oben 3, b): die zeit in guter lust zubringen. pers. rosenth. 2, 29; bei guter lust ist allezeit was böses zu vermuhten. 5, 17;

ist liebe lauter nichts, wie dasz sie mich entzündet?

ist sie dann gleichwol was, wem ist ihr thun bewust?

ist sie auch gut und recht, wie bringt sie böse lust?

ist sie nicht gut, wie dasz man freud ausz ihr empfindet?

Opitz 2, 223;

grosze, höchste, vollkommne lust:

so oft ich euren glanz, ihr hellen augen, schaue,

bin ich in groszer lust vertäuft so hoch und weit,

dasz ich mich freuen musz auch in trübseligkeit.

224;

in deines freundes arm, an deiner gattinn brust,

wird oft ein kleines glück für dich die gröszte lust.

Gellert 2, 27;

(wer hier geweint) hat vollkommne lust

dort in Christi garten.

Gerhard 139, 117 Gödeke;

hat dich an einem tag der höchsten lust

ein schlaf gebändigt?

Göthe 9, 193;

neue, nie gefühlte, jugendliche lust:

und du liebster ihrer tage,

nimm hin alle sorg und klage,

bringe neue lust herfür.

P. Fleming 408;

er wird die nackende sirene

mit nie gefühlter lust gewahr.

Gellert 1, 319;

in jede bange brust

gieszt er ein balsamisch hoffen

und des lebens neue lust.

Schiller punschlied;

mein frischer sinn, die jugendliche lust,

die mich belebt, sie theilen dir sich mit.

Göthe 9, 272;

erhebe mich zu neuer lust!

lasz mich an deiner treuen brust

von allem leid genesen!

Uhland ged. 209;

die lust mit entgegengesetzten empfindungen gemischt: schmerzliche, schauerliche, grause lust; ich hätte uns beiden wohl die melancholische lust gönnen mögen, ihn und den d. P. mit einander streiten zu hören. Lessing 12, 87;

sie soll von meiner hand, von meiner hand erblassen.

verzweifelnd, ungezähmt, mit abscheuvoller lust,

reisz ich das falsche herz aus der durchbohrten brust.

Cronegk 1, 334;

indessen klopft vermischt mit banger lust

ein süszer schmerz in ihrer heiszen brust.

Wieland 10, 150;

die bange lust, die süszen qualen.

Schiller hochzeitgedicht (Schillers leben 1845 s. 64);

ich halt sie umschlungen mit schaudernder lust.

H. Heine 15, 32.

d)

lust mit genitiven der organe, die von der empfindung besonders berührt werden: das mein herr der könig seiner augen lust dran sehe. 2 Sam. 24, 3;

er grieff jhr baldt an jhre brust,

und sprach: disz ist meins herzen lust.

L. Sandrub kurzweil 101;

er lehrt mich euch verschmähn, euch glänzende gestalten ..

dich reichthum! dich, o ruhm, traum an der ehre brust!

und euch ergötzungen, berauschter sinne lust!

Uz 2, 141;

es zieht mich nicht

der augen flüchtig schnelle lust zu ihr.

Schiller jungfrau von Orl. 3, 1.

e)

mit genitiv dessen, was die empfindung hervorruft: dürfen die geistlichen nicht heirathen, so haben sie andere gelegenheit, dabei sie die lust des ehstands genieszen, und der plage überhoben sein. Chr. Weise erzn. 49 Braune; als ich mich nach gewohnheit der lust dieses anblicks überlasse. Schiller 745ᵇ;

des beifalls lang gehemmte lust

befreit jetzt aller hörer brust.

kampf mit d. drachen v. 253;

lasz dieser bäume hochgewölbtes dach,

zum augenblick des rastens, freundlich schatten,

lasz dieser lüfte liebliches geweb

uns leis umstricken, dasz an sturm und streben

der jagdlust auch der ruhe lust sich füge.

Göthe 9, 250;

der liebe goldne stunden traten wieder,

selbst mit des ersten kusses lust, hervor.

Uhland ged. 143;

auch dem genitiv der zeit:

des augenblickes lust hat sie geboren.

Schiller abschied vom leser;

sage das nur, ob dein herz

noch der kindheit lust empfinde.

Uhland ged. 194;

statt solcher genitive präpositionale bestimmungen:

alten, alt zu unsrer pein,

denen von der lust im lieben,

von der jugend, von dem wein

das erinnern kaum geblieben.

Lessing 1, 76.

f)

lust in genitivverbindungen:

der vorschmack künftger lust und einer bessern welt

ist, was den aufenthalt der sterblichen vergällt.

Cronegk 2, 9;

komm, ich begleite dich zu welten voller lust.

20;

ich hoffte keinen ruhm, als einstens bei Zemiren

ein leben voller lust ganz unbemerkt zu führen.

17;

doch den sänger vermisz ich, den bringer der lust.

Schiller graf v. Habsburg;

von der freiheit gesäugt wachsen die künste der lust.

spaziergang v. 122;

in bildern:

ist der vergnügen reich nicht klein genug umschränket,

dasz unser ekler witz auf neue marchen denket?

treibt denn der baum der lust holz so im überflusz,

dasz man gewaltsam ihm die äste rauben musz?

Lessing 1, 179;

lern es, mädchen, dieser trank der lust,

dieser kelch, woraus mir gottheit düftet —

Laura — ist vergiftet!

Schiller melancholie an Laura v. 85;

(Aeneas) der in Karthago säumt,

und den verheisznen thron im arm der lust verträumt.

Dido 42;

es ist dein eignes herz die quelle deiner lust.

Cronegk 2, 97.

g)

die lust wird gesucht, empfunden, gefühlt, verheiszen, empfangen, geschöpft, gesogen, genossen: du sihest einen menschen, der dir lieb ist, da von empfahest du einen lust und glust (verlangen). Keisersberg brösaml. 1, 33ᵃ;

heimlich er in das hause gieng,

dasz er verhoffte lust empfieng.

L. Sandrub kurzweil 93;

schöpfe wieder diese lust,

die kein glücke mir wil gönnen.

Opitz 2, 63;

Zemire, selbst die lust, die ich bei dir genosz,

die unvergeszne lust, die mir so schnell verflosz,

die wäre, trotz der glut der lieberhitzten jugend,

doch jetzo keine lust, und eitel ohne tugend.

Cronegk 2, 24;

ich will die ganze lust der besten welt genieszen:

voll sanfter wollust soll mein leben mir verflieszen.

27;

empfindend, wie wir sind, wir fühlen eine lust,

zu grosz für sterbliche, zu stark für unsre brust.

36;

such deine lust in stillern freuden.

Gellert 1, 279;

lust verheiszend winke dir

dieser lippe frucht wie mir!

Bürger 74ᵃ;

jetzt schien er wenig lust aus Taffis werk zu schöpfen.

Wieland 21, 164;

sie (die leidenschaften) wärmen nicht, und gieszen keine lust

noch lebensfreud umher.

Göthe 9, 183;

und leichte lust zu saugen

war jede lippe lieb.

57, 250;

die lust beseelt, belebt, ergötzt, entsteht, vergeht: alle lust vergehet. pred. Sal. 12, 5; nun die lust war aus. Chr. Weise erzn. 77 Braune;

die lust, die unser fleisch ergetzt,

die zeucht uns nach der höllen,

und was die welt vor freude schätzt,

pflegt seel und geist zu fällen.

P. Gerhard 82, 43 Gödeke;

erstaunt sah er die lust, die alles sonst beseelte.

Cronegk 2, 329;

ich lebe nicht auf erden,

um glücklich hier zu werden;

die lust der welt vergeht.

Gellert 2, 106;

es duftet wieder alte liebe,

es grünet wieder alte lust.

Uhland ged. 43;

lust geben, gewähren, machen, vermehren, entbehren u. ähnl.: sandtest jnen brot bereit vom himel, on erbeit, welchs vermocht allerlei lust zu geben, und war einem jglichen nach seinem geschmack eben. weish. Sal. 16, 20; item des garkuchners vier rotzklitzige, grindschupige, reudige, beschissene, beseichte, molkentremlige hurenkinder, was lusts können die eim geben? Garg. 46ᵇ; wann ich einen solchen knebelbartfressigen namen hette, der von gethön und hall den leuten auszzusprechen ein lust gibt. 107ᵃ; ihnen solcher gestalt einen lust machen. Simpl. 1 (1713) 8; wenn das französische gedruckt werden sollte, will ich mir die lust machen, es selbst zu übersetzen. Lessing 12, 423; des morgens, wenn mich meine freunde verlieszen, hatte ich die gewohnheit, ehe ich mich schlafen legte, noch einige augenblicke am fenster zuzubringen, die sonne über dem golf aufsteigen zu sehen und ihr dann gute nacht zu sagen. wenn sie sich diese lust noch nicht gemacht haben, .. so empfehle ich ihnen diesen standort. Schiller 745ᵇ; mit blutdürstiger ungeduld erwartet man in Wien die ankunft dieses groszen verbrechers, und genieszt schon im voraus den schrecklichen triumph, der gerechtigkeit ihr vornehmstes opfer zu schlachten. aber, den jesuiten diese lust zu verderben, war ein viel süszerer triumph. 976ᵇ;

du verminderst alle schmerzen,

du vermehrest jede lust.

Cronegk 1, 318;

der ist so gut ein thor, der jede lust verachtet,

als der, der ohne ziel nach neuen freuden schmachtet.

2, 104;

(wo der tyrann) durch launen, worte, thaten jede lust,

mit schadenfreude, sinnreich untergräbt.

Göthe 9, 349;

einem seine lust weihen:

dir ist ja meine lust, mein hoffen, leiden,

mein lieben, meine treu, mein ruhm, mein neiden,

dir ist mein leben, dir mein tod geweihet.

Uhland ged. 136;

etwas der lust weihen:

die stunden sind verloren,

die wir der lust nicht weihn.

Cronegk 2, 253.

h)

es heiszt lust haben, seine lust haben an einem oder etwas: habe deine lust am herrn. ps. 37, 4; gros sind die werk des herrn, wer jr achtet, hat eitel lust dran. 111, 2; die fromen haben lust an den fromen. spr. Sal. 14, 9; ein narr hat nicht lust am verstand. 18, 2; an wem wolt jr nu ewer lust haben? Jes. 57, 4; haben auch jren lust an dem leblosen, und todten bilde. weish. Sal. 15, 5; hätte an einem thörichten menschen lust, den er leicht könne klüger machen. Chr. Weise erzn. 31 Braune; da hatte Florindo seine sonderliche lust an einem qvacksalber, der seine bude dem gasthofe gegenüber aufgeschlagen hatte. 91;

(der schöpfer) hat am mänschenkind den aller grösten lust.

Rompler 32;

im fall er aber sie (die musik) nicht selber üeben kan,

hat er gemeiniglich doch grosen lust daran,

wan er sie üeben hört.

114;

man rühmt wohl viel vom golde,

was ich nicht läugnen kann,

doch ohne sie, die holde,

wie hätt ich lust daran?

Bürger 56ᵃ;

sie haben ihre lust dran, mich zu quälen.

Schiller Piccol. 3, 3;

und ähnlich: sie haben auch lust ab sanftem luft. Forer fischb. 98ᵇ; wann ich einen lust mit andern ehrlichen leuten haben wolte. Philand. Lugd. 5, 302; dasz er darinne mit lusthäusern, schönen spaziergängen, lüftern und andern dingen seine königliche lust gehabt hat. Schuppius 98; die erzväter und andere fromme leute haben ihre sonderbare lust in dem grünen gehabt. 136.

i)

lust sehen: das mein auge an meinen feinden lust sihet. ps. 54, 9; gewöhnlich seine lust an einem oder etwas sehen: der herr dein gott thu zu diesem volk, wie es jtzt ist, noch hundert mal so viel, das mein herr der könig seiner augen lust dran sehe. 2 Sam. 24, 3; sie aber schawen und sehen jre lust an mir. ps. 22, 18; gott leszt mich meine lust sehen an meinen feinden. 59, 11; ich bin warm worden, ich sehe meinen lust am fewr. Jes. 44, 16; darumb das seine seele geerbeitet hat, wird er seine lust sehen, und die fülle haben. 53, 11; da hett einer sein lust gesehen wie sich die arme teufel duckten. Garg. 32ᵃ; was unser vermögen betrifft, daran sollst du deine lust sehen. Göthe 20, 136; selbst dahin kam der könig, um an den verstümmelten resten vom körper eines greisen seine lust zu sehen. Schiller 1076ᵇ;

daʒ wir hie sähen unsern lust.

Birck Susanna (1532) a 3ᵇ;

die frau von Maloank,

die ihres herzens lust an Geron sah

und seinen thaten.

Wieland 18, 45;

und sahn

so ihre lust

daran,

wie zweig an zweig gebogen

voll blüthen hing.

300;

auch seine lust hören: mein auge wird seine lust sehen an meinen feinden, und mein ohre wird seine lust hören an den boshaftigen. ps. 92, 12; da sollten sie ihre lust hören, wie wir über die dramaturgie disputiren. Fr. Nicolai bei Lessing 13, 139;

auch wöll wir uns ritterlich wehrn.

solt eurn lust dran sehen und hörn.

J. Ayrer 27ᵃ (150, 3 Keller).

k)

lust mit präpositionen; so mit lust: so werden sie bei guten tagen alt werden, und mit lust leben. Hiob 36, 11; wer gott dienet mit lust, der ist angeneme. Sir. 35, 20; ubet jemand barmherzigkeit, so thu ers mit lust. Röm. 12, 8 (griech. ὁ ἐλεῶν ἐν ἱλαρότητι, goth. sa armands in hlasein); in so einem (buche) musz es sich mit lust studiren lassen. Lessing 1, 248;

hör doch nit auf mit vollem lust

ihre stirn, mundt, halsz, wangen, brust

mit tausent küssen anzurennen.

Weckherlin bei Opitz (1624) 200;

wir irren noch mit lust, und hören auch die schande

mit groszen freuden an.

Opitz 2, 64;

wer heiszt euch uns den irrthum rauben,

den unser herz mit lust besitzt?

Gellert 1, 72;

mit ehrfurcht lies, mit lust und mit vertrauen.

2, 192;

dir lebt ich, o herzchen, dir sterb ich mit lust!

Bürger 35ᵇ;

mein auge musz mit lust dich sehn.

92ᵃ;

so würden sie als freunde sich verbinden;

dann stünden sie für éinen mann und gingen

mit macht und glück und lust durchs leben hin.

Göthe 9, 172;

denn was wäre das haus, was wäre die stadt, wenn nicht immer

jeder gedächte mit lust zu erhalten und zu erneuen.

40, 258;

aufgerichtet hat mich auf hohem gestelle der meister.

stehe, sprach er, und ich steh ihm mit kraft und mit lust.

Schiller der obelisk;

die alle welt mit lust beseelen.

räthsel 9, 24;

ohne lust:

die so ihr ganz und gar der schnöden eitelkeit,

den lüsten ohne lust, zu dienst ergeben seid.

Opitz 2, 63;

der erdball selbst, ein platz voll wandelbarer scenen,

von lächeln ohne lust, von bald vergosznen thränen.

Cronegk 2, 139;

zur lust: wol dir land, des könig edel ist, und des fürsten zu rechter zeit essen, zur sterke und nicht zur lust. pred. Sal. 10, 17; zur lust wolt ich haben weisze lilien, roszmarien. Schuppius 100;

der seidenwurm, den erst vor wenig tagen

der herr zur lust mit sich ins haus getragen.

Gellert 1, 68;

von blum und frucht, so die natur erschafft,

darf ich zur lust, wie zum bedürfnis pflücken.

Bürger 69ᵇ;

seht ihr in Leipzig die fischlein, die sich in Sulzers cisterne

regen, so fangt euch zur lust einige grundeln heraus.

Schiller xenien no. 63;

ich hoff dise vereinbarung sölle uns zuͦ lust und fröud dienen, oder wol erschieszen, spero nobis hanc conjunctionem voluptati fore. Maaler 276ᶜ;

so, wann ein todtenkopf der Griechen tisch geschmückt,

ermunterte zur lust das bild, das sie erblickt.

Cronegk 2, 22;

was braucht man mehr zur lust, als eine stille seele?

324;

diese form,

die sich zu meinem glück, zur lust der welt,

in tausendfältgen zügen, auferbaut.

Göthe 9, 319;

alles um mich her, es war so reich,

so voll und rein, und was der mensch bedarf,

es schien zur lust, zum überflusz gegeben.

338;

nach lust:

genieszt

der schönen tage ganz nach freier lust.

115;

aus lust, um lust u. ähnl.: dasselbig (gemach) ward .. durch Elisenam von jhrem herren vattern begert, zum theils (wie sie fürgab) umb jhres lusts willen, zum theil aber zu erhaltung jres langer zeit her gewonten einsamen lebens. Amadis 26; umb einen kleinen falschen lust verloren sie jhre ehr und leben. buch d. liebe 285ᶜ; vorzeiten sasz ein weiser man von lustes wegen gar lang auf dem pryvet. Steinhöwel 1555 14ᵇ; sammetblume wird mehr lustes dann nutzes halben gezielet. Tabernaemont. 819;

sie setzte sich, die junge fliege,

voll muth auf einen becher wein;

entschlosz sich, that drei gute züge,

und sank vor lust ins glas hinein.

Gellert 1, 161;

und stachen sie (die mücken) zuvor aus bloszer lust zu stechen,

so stachen sie nunmehr, um sich zu rächen.

263;

bei lust, bei der lust, lustig, vergnügt: ich habe ihn vielmals bei der lust, niemals aber betrunken gesehen, oder ein unverständiges wort von ihm gehört. Leipzi. avantur. 1, 110.

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